Die Baleareninsel Mallorca verfügt über eine abwechslungsreiche und einflussreiche Vergangenheit mit einer großen Vielfalt an architektonischen Stilrichtungen.
Prachtvolle
Stadtpalais, Landhäuser im traditionellen Stil, harmonisch in die
Landschaft integrierte Fincas – unter den Bauwerken auf Mallorca finden
sich sowohl in größeren Städten als auch in idyllischen Bergdörfern
wahre Schätze. Die mallorquinische Architektur ist von einer
abwechslungsreichen Geschichte geprägt, die eine überraschende Vielzahl an architektonischen Stilrichtungen hervorbrachte.
Die Faszination Mallorcas entsteht unter anderem durch eine einzigartig lebendige architektonische Vielfalt, die in den Städten, den mittelalterlichen Ortschaften und in den idyllischen, auf der ganzen Insel verstreuten Bergdörfern zum Ausdruck kommt. Die lange Geschichte der Herrschaft durch die Römer, Mauren und Habsburger sowie die künstlerischen Strömungen des frühen 20. Jahrhunderts gaben Mallorca eine unverwechselbare architektonische Identität voller Gegensätze.
Eine besondere Bedeutung kommt der traditionellen Finca zu. Diese herrschaftlichen, besonders großzügig angelegten Landsitze
sind eingebettet in ursprüngliche Landschaften. Sie sind heute als
Ferienwohnsitze ebenso begehrt wie als Locations für stimmungsvolle
Events. Die traditionelle mallorquinische Architektur, deren
Stilmerkmale an die Errungenschaften der alten Römer erinnern, prägt das
Erscheinungsbild der malerischen Dörfer und Kleinstädte der Insel.
Fans
aufwendiger Architektur mit verspielten Details entdecken nicht nur in
Palma und Sollér, sondern auch in kleineren Gemeinden prachtvolle Herrenhäuser und Stadtpalais im Stil des Modernisme.
Deren kunstvolle Ausarbeitung steht jener der weltberühmten Bauwerke in
der katalonischen Metropole Barcelona um nichts nach.
In den malerischen Dörfern und kleinen Städten zeugen unzählige alte Landhäuser von der unverwechselbaren kulturellen Identität der Inselbewohner. Hier wird deutlich, dass die mallorquinische Architektur vorrangig von den Einflüssen der alten Römer geprägt ist, unter deren Herrschaft die Insel in der Antike stand. Eine auffällige Besonderheit der Wohnhäuser sind die von Steinbögen gestützten, typisch mallorquinischen Balkone. Sie verbinden Funktionalität und Ästhetik auf einzigartige Weise und verleihen den Fassaden ein charakteristisches Aussehen.
In
der Renaissance kam es auf Mallorca zu einer Wiederbelebung der
architektonischen Traditionen und Stilelemente der Römer. Sichtbare
Balken, die römischen Bögen, Terracotta-Böden sowie der typische
Grundriss mit hinter dem Haus gelegenem Außenbereich, kleinem Gemüse-
und Obstgarten, Stallungen für Nutztiere sowie einem Brunnen erinnern
stark an die römische Bauweise. Eine weitere Besonderheit ist die
Verwendung von naturbelassenen Baumaterialien wie Sandstein, Kalkmörtel, Holz oder Stein,
die den Häusern ein authentisches und organisches Aussehen verleihen.
Auch wenn die meisten Gebäude adaptiert wurden, um sich den
Anforderungen des modernen Lebens anzupassen, ist die traditionelle
mallorquinische Architektur in den unverwechselbaren Stilelementen noch
heute deutlich erkennbar.
Eine besondere Rolle im Tourismus und in der Immobilienbranche auf Mallorca spielt heute die sogenannte Finca. Als einstige Landsitze mallorquinischer Bauern liegen Fincas eingebettet in die idyllische Natur – in der Regel inmitten riesiger Plantagen. In einfachem Stil aus Naturstein gebaut, fügen sich diese Häuser harmonisch in die Landschaft ein und verströmen daher eine ursprüngliche und zeitlos mediterrane Atmosphäre.
Die Finca repräsentiert wie kein anderer Gebäudetyp die Naturverbundenheit der Mallorquiner
und auch der Spanier im Allgemeinen. Sie hat jedoch auf Mallorca eine
besonders lange Tradition. Im Osten der Baleareninsel, nahe der Stadt
Manacor, liegt die älteste erhaltene Finca in ganz Spanien. Die
Geschichte des Landsitzes, der sich noch heute in Familienbesitz
befindet, reicht bis ins Jahr 1545 zurück. Viele dieser großzügigen
historischen Anwesen auf Mallorca wurden als private Villen stilvoll und
aufwendig restauriert oder beherbergen heute exklusive Hotels, die sich
dem Ökotourismus verschrieben haben.
In den großen Städten lässt die mallorquinische Architektur die Herzen aller kunst- und geschichtsinteressierten Menschen höher schlagen. Maurische Paläste und Festungen sowie Kathedralen im Stil der Gotik und Renaissance prägen das Stadtbild von Palma ebenso wie kunstvoll ausgestaltete Stadthäuser, die eindrucksvolle Beispiele der architektonischen Strömungen des frühen 20. Jahrhunderts darstellen.
In der Hauptstadt sind vor allem die Prachtbauten im Stil des Modernisme bedeutsam – der katalonischen Antwort auf den Jugendstil.
Gaspar Bennàzar, von kunstbegeisterten Mallorquinern gerne liebevoll
“S’Arquitecte” genannt, schuf in Palma mit bunten Kacheln und
fantasievoll verschlungenen Ornamenten verzierte Stadtpalais, Hotels und
Kaufhäuser. Neben Palma und dem Jugendstil-Juwel Sollér
ließen die Reichen der Insel jedoch auch in kleineren Gemeinden
Mallorcas um die Jahrhundertwende kunstvolle Gebäude im Stil des
Modernisme erbauen, die heute als architektonische Schätze gelten.
Zu den bedeutendsten Beispielen dieser Architekturströmung zählen die Villa Francesca in Bunyola, das Hotel España in Llucmajor und das prachtvolle Mausoleum in Santa Maria del Cami, das einst von der Familie Bestard in Auftrag gegeben wurde.
Ob
romantische Fincas inmitten ursprünglicher Naturlandschaften, von der
römischen Bauweise inspirierte Wohnhäuser in malerischen Dörfern oder
prachtvolle Bauwerke mit fantasievoll verzierten Fassaden: Die mallorquinische Architektur lässt die abwechslungsreiche Vergangenheit der Insel lebendig werden. Wer die Kultur und Traditionen der Mallorquiner
hautnah erleben möchte, begibt sich bei einem gemütlichen Bummel durch
die Städte und Dörfer der Baleareninsel auf eine faszinierende
Entdeckungsreise.
Bild oben: ©iStock.com/orinoco-art