Wer in Palma de Mallorca weilt,
der darf sich einen Besuch des Castell de Bellver nicht entgehen lassen.
Die in gotischem und romanischem Stil erbaute Burg thront über hundert
Meter hoch über Palma de Mallorca. Die Aussicht von dort oben ist
atemberaubend und lädt zum Träumen, aber auch zum Fotografieren und
Filmen ein.
Wer Burgen und Schlösser mit Tradition liebt, dem wird das Castell de Bellver sehr gefallen. Es beherrscht von einem westlich von Palma gelegen Hügel die Umgegend. Bellver ist ein katalanisches Wort und meint so etwas wie “schöner Ausblick”. Von all den typisch duftenden Kiefernwäldern umrahmt und unter einem meist strahlend blauen Himmel, die Burganlage könnte keinen passenderen Namen haben. Die ganze Anlage ist ein Rundbau um einen Innenhof. Er gilt in dieser Art in ganz Spanien als einmalig.
In der unteren Etage verweisen die Arkaden auf romanischen Stil. Der im oberen Stockwerk aufgesetzte Säulengang dagegen ist gotischer Natur. Während die Anlage in ihrer Außenansicht sehr verschlossen und unüberwindlich wirkt, überrascht im Innenhof die pure Lebensfreude der verspielten Säulenanordnung. Von einer Art Terrasse im oberen Stockwerk bietet sich ein unglaublicher Panoramablick: die Blicke schweifen viele Kilometer landeinwärts über die Serra de Tramuntana, die sich als fast 100 km lange Kette erstrecken, und weit hinaus über die Bucht. Auch kann man die hektische Stadt Palma de Mallorca von hier oben ganz in Ruhe und auch in ihrer Schönheit wahrnehmen.
Seit dem Bau im 14. Jahrhundert ist das Kastell ein Wahrzeichen. Wer es sieht, der kann gut verstehen, dass es auch kurze Zeit als königliche Sommerresidenz gedient hat. Weniger glorreich und rühmlich sind seine Jahrhunderte als Gefängnis. Die dort gefangenen Menschen hatten nichts von der aussichtsreichen Lage, dicke Mauern verwehrten ihnen den Blick. Das musste auch der wohl prominenteste Gefangene so erleben: Justiz- und Steuerminister Gaspar Melchor de Jovellanos saß von 1802 bis 1808 dort in Haft. Seine Leidenszeit wurde durch die einfallenden Franzosen beendet. Bis heute dient das Erdgeschoss des Castell de Bellver als Museum für die Stadtgeschichte von Palma de Mallorca. Es wurde dort 1936 eingerichtet und birgt seitdem beeindruckende Fundstücke aus römischer, spanischer und auch arabischer Epoche. Acht Räume geben so Einblick in die wechselhafte Geschichte der Insel. Wer die Schlossküche besucht, kann noch immer die rußgeschwärzten Wände erkennen, die auf Zeiten offenen Herdfeuers verwiesen.
Das Castell de Bellver ist erstaunlich gut erhalten. Der tiefe Burggraben mit Zugbrücke, drei Verteidigungstürme und ein hoher alleinstehender Aussichtsturm, der Torree del Homenaje, unterstreichen die Wehrhaftigkeit der Anlage. Vom Aussichtsturm geht eine Brücke zum Hauptschloss. Im Innenbereich lebten einst die Bediensteten und Soldaten. Als die königliche Familie sich dort aufhielt, bewohnte sie das säulengeschmückte obere Stockwerk. Der beeindruckende Innenhof wird heute an manchen warmen Sommerabenden für Konzerte genutzt. Die Musik deckt dabei von Klassik bis Jazz ein breites Spektrum ab.
Das Kastell ist von Palma gut und leicht zu erreichen. Vom Zentrum fährt auf der Linie 50 ein Doppeldeckerbus mit dachlosem Oberdeck alle 20 Minuten bis zur Haltestelle Castell de Bellver oben am Kastell. Der blaue Stadtbus hält nur am Fuße des Kastells, sodass man noch eine kleine Wanderung bergauf vor sich hat. Wer selber fahren möchte, erreicht über die Calle Camilo José Cela den ausgewiesenen Parkplatz oben beim Kastell. Auch Taxis sind dort verfügbar.
Ein besonderes Erlebnis bietet sich für die, die gut und gerne zu Fuß unterwegs sind. Der Weg von Palma, direkt am Meer entlang, geht am Yachthafen und dem kleinen Stadthafen mit seinen vielen Segelyachten vorbei. Hinter dem Hard Rock Café geht es links den Hügel hoch. Kleine und steinige Pfade führen dann bis nach oben. Im Sommer hat das Castell de Bellver von 10 bis19 Uhr geöffnet, am Montag ist geschlossen. An Sonn- und Feiertagen und im Winter wird etwas früher geschlossen. Dafür ist am Sonntag der Eintritt frei. Sonst zahlen Erwachsene 4 Euro, Kinder zwischen 14 und 18 und Senioren die Hälfte, Kinder unter 14 haben freien Eintritt.
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