Die Cala Murta, übersetzt
“Myrtenbucht”, liegt auf der mallorquinischen Halbinsel Formentor an der
Küste von Manacor, der drittgrößten Gemeinde auf der spanischen
Balearenisel. Es handelt sich dabei um ein besonders idyllisches
Plätzchen am Mittelmeer nahe dem beliebten Urlaubsort Porto Cristo,
südlich der Siedlung Sa Torre.
An der Nordwestseite der Cala Murta liegt ein malerischer Kieselstrand, der etwa zehn Meter lang und zwölf Meter breit ist und auf dem sich von Zeit zu Zeit Seegras ablagert. Zwischen dem Schotter befinden sich bunte Steine, die einen farbenfrohen Kontrast zum Grün der Wasserpflanze bilden. Dort mündet auch ein von Westen kommendes, etwa 400 Meter langes Rinnsal, das nur nach heftigen Regenfällen Wasser führt. An der Nordseite wurde in der zweiten Hälfte der 1930er-Jahre in der Zeit des Spanischen Bürgerkriegs ein Maschinengewehrstand errichtet, der bis heute erhalten ist. Eingerahmt wird die “Myrtenbucht” von steilen Klippen und flachen Felsen, auf welchen knorrige Büsche und duftende Kiefern wachsen.
Im Norden der Cala Murta schließt das Gelände der Coves del Drac (= Drachenhöhlen) an. Es handelt sich dabei um ein touristisch erschlossenes Tropfstein-Höhlensystem, das die Bewohner der Baleareninsel bereits vor 3.000 Jahren kannten und sich sogar in dessen Nähe siedelten – bei Grabungen nach frühgeschichtlichen Funden wurde der Zugang zu der unterirdischen Grotte entdeckt. Die Gänge unter der Oberfläche erstrecken sich insgesamt über eine Länge von 1,7 Kilometer, auf dem Weg befinden sich der größte unterirdische See Europas sowie sechs weitere kleinere Gewässer.
Einer Legende zufolge bewachte in der Coves del Drac einst ein Drache einen wertvollen Templerschatz,
schleppte ihn jedoch immer tiefer in die Höhle, sodass sich niemand
mehr getraute, die Kostbarkeiten zu bergen. Sowohl die Ureinwohner
Mallorcas wie auch zahlreiche Piraten kamen immer nur rund 200 Meter
weit, bevor sie aus Angst vor der Finsternis umkehrten. Nach der
Zerschlagung des Templerordens im Jahr 1339 wurde auf Anordnung des
mallorquinischen Gouverneurs eine Gruppe von Soldaten beauftragt, nach
dem verschwundenen Schatz zu suchen – auf dieser Expedition entstanden
die ersten Orientierungskarten, die im landeseigenen Archiv der
Baleareninsel aufbewahrt werden. Anderen Quellen zufolge haben die
unterirdischen Gänge ihren Namen von den Stalagmiten und Stalaktiten,
die wie Drachenzähne aus dem Boden und von der Decke ragen.
Der
spanische Pionier Juan Servera Camps, der die riesige Grotte erkundete
und später der Öffentlichkeit zugänglich machte, verlegte deren neuen
Zugang 1929 an die Cala Murta, wo er seither als Haupteingang dient. Er
ließ zudem Treppen und Sitzplätze in der Grotte anlegen. Der begeisterte
Forscher veranstaltete ab 1934 private Vorstellungen mit Musik und
Balletttanz in den Höhlen, schickte seine Gäste in Orchesterbooten auf
den See und veranlasste die komplette Ausleuchtung der Gänge. 1935
erfolgte die offizielle Eröffnung der Coves del Drac, deren Räume
Fantasienamen wie “Dianas Bad”, “Mönch und Kaktus” oder “Feentheater”
erhielten. Bis heute werden die Besucher zu musikalischen Klängen durch das Höhlensystem geführt.
Auf dem Strand existieren keinerlei touristische Einrichtungen, dafür ist es sehr ruhig und friedlich. Aufgrund des 180 Meter tiefen Meereseinschnitts und der halbrunden Form ist die “Myrtenbucht” schön geschützt. Wenn ein Wind über Mallorca weht, ist davon in der Cala Murta kaum etwas zu spüren, es gibt auch meist wenig Wellengang. Das Wasser des Mittelmeers ist an dieser Stelle glasklar und deshalb nicht nur bestens zum Schwimmen, sondern vor allem auch zum Schnorcheln und Tauchen bestens geeignet. Da sowohl der Strand als auch der Boden des Ozeans steinig sind, empfehlen sich beim Aufenthalt in der romantischen Bucht leichte Sommerschuhe mit fester Sohle.
Wer bei seinem Urlaub auf Mallorca die Cala Murta besuchen möchte, kommt mit dem Auto über die Straße von Port de Pollenca zum Cap Formentor. Vom Parkplatz nahe der Bucht führt ein etwa 1,7 Kilometer langer Fußweg zum Strand.
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